Donnerstag, 27. Mai 2010

Wieso sind Mega-Boni etwas Negatives?

Ob Mega-Boni à la Brady Dougan, Daniel Vasella und Co. moralisch verwerflich sind, ist eine individuelle Betrachtung. Ich denke nicht, dass die Herren - erstaunlicherweise eigentlich keine Damen - deswegen in die Dollar-Hölle kommen.

Dass solche Zahlungen aber ökonomisch verfehlt und volkswirtschaftlich falsch sind, zeigen nicht alleine die offensichtlich falschen Anreize, die gesetzt wurden, und so zur Wirtschafskrise mit beigetragen haben.

Neben dem betriebswirtschaftlichen Schaden sind solche Boni primär volkswirtschaftlich problematisch. Denn die (zu) hohen Löhne in der Finanzbranche führen dazu, dass auch andere Branchen unter massiven Lohndruck geraten. Wieso sollte ein Ingenieur sich für "nur" 120'000 Franken im Jahr bei einer Technologiefirma verdingen, wenn er leicht das x-fache als Analyst oder Investmentbanker verdienen könnte? Folglich müssen die anderen Branchen - wie geschehen - nachziehen. Dieser Lohndruck nach oben für Fachkräfte muss für den Werkplatz Schweiz zwangsläufig problematisch werden, machen doch der Finanzsektor nur rund 10% der Schweizer Wirtschaft aus. Dennoch dminiert er die politische und öffentliche Agenda weitgehend.
Ein weiterer Aspekt dieser Problematik ist, dass die exorbitant steigenden Löhne zu einen enormen Preisdruck für Wohnungen und Lebenshaltung führen. Selbstverständlich sind diese Löhne nicht der einzige Preistreiber im Wohnunssektor, doch spielen sie auch eine Rolle. Von diesem Preisdruck werden nun aber auch Gesellschaftsschichten erfasst, deren Saläre in den letzten Jahren nicht dermassen angestiegen sind.

Das gravierendste Problem eröffnet sich aber mit Blick auf die soziale Divergenz und die schwindende Loyalität. Zum einen gehen die Löhne innerhalb einer (Finanz-)Firma immer mehr auseinander. Zudem sind die Bonus-Systeme oft intransparent und es profitieren nicht alle in der Firme, was mittelfristig zu einer Spaltung der Belegschaft führt, da sich ein Teil davon nicht wertgeschätzt fühlt und dessen Loyalität schwindet. Ein Beleg dafür scheint die Tatsache zu sein, dass es oftmals Personen aus der IT-Abteilung sind, die von den Finanzmenschen, die in ihrer eigenen Welt leben, oftmals belächelt werden, dass es also IT-Angestellte sind, die Daten kopieren und damit Firmengeheimnisse nach aussen tragen bzw. verkaufen. Dieses firmeninterne Phänomen zeigt sich auch in der Gesellschaft. Klar, Spitzenverdiener gab es schon immer und wird es auch immer geben. Während es früher aber Unternehmer waren, die eigenes Geld in die eigene Firma stecken, sind es heute Heerscharen von "Verwaltern und Spezialisten", im Fachjargon CEO, Managing Director oder Head Investor Relationsship genannt, die sich zunehmend vom Mittelstand massiv abheben. Wenn dann noch die Politik kommt und Steuererleichterungen für Besserverdienende fordert, um diese anzulocken - man erinnere sich an die Preisspirale - dann fragt man sich als Angehöriger des Mittelstandes mit einem Einkommen von unter 200'000 Franken im Jahr, ob man nicht ein wenig verschauckelt wird. Denn hier wird ja die gleiche Leistung gleich doppelt belohnt, in Form von Boni und in Form von Steuersenkungen. Des weiteren wird es in schlechteren Zeiten einfach verdammt schwierig gegenüber der Belgeschaft und Gewerkschaften zu argumentieren, dass man kein Geld hat für Lohnerhöhungen oder diese gar senken muss, wenn gleichzeitig oben munter Geld verteilt wird. Obwohl kein Freund von Gewerkschaften, kann ich den Ärger und das Unverständnis, gepaart mit fehlender Kooperationsbereitschaft, durchaus nachvollziehen. Am Schluss ist es die Unternehmung die leidet, weil es nicht gelingt, die Kostenstruktur anzupassen.

Es stellt sich auch grundsätzlich die Frage, was denn ein "Bonus" eigentlich ist. Das Wort "Bonus" kommt vom Lateinischen Adjektiv "gut". Es ist also eine Belohnung für "gute Arbeit." Die Tendenzen in den letzten Jahren haben dieses Wort und der zugrundeliegende Gedanke völlid ad absurdum geführt. Schliesslich wurden solche "Boni" auch dann ausbezahlt, wenn die Arbeit offensichtlich nicht gut war, wie die aktuelle Krise zeigt. Wenn also die Leistung, angesichts der immensen angerichteten Schäden, offenkundig nicht mit der Entlöhnung zusammenhängt oder nur minim, dann muss ein bestehendes System in Frage gestellt werden.
Dabei spielt ein weiterer Faktor eine Rolle: eine Untersuchung im Auftrag des Schweizer Fernsehens (ECO) hat gezeigt, dass die Netto-Einnahmen pro Angestellten - also im weitesten Sinne die Produktivität - bei den kleinen Banken wie den Kantonal- und Raiffaisenbanken, die keine solch ausgeklügelten und genialen Anreizsysteme kennen, etwa doppelt so hoch sind wie bei den Grossbanken. Wenn nun also das Boni-System dazu da sein soll, die Mitarbeiter zu guten Leistungen anzuspornen und den Gewinn der Firma zu erhöhen, dann verfehlt es sein Ziel offensichtlich völlig und gehört abgeschaft.
Und was passiert, wenn diese Firma nun Gewinne schreibt? Eigentlich sollte das Geld jetzt an die Aktionäre verteilt werden, die als Geldgeber das Risiko tragen. Doch nein, die Leitung des Unternehmens tut so, als ob es ihr Geld wäre und verteilt es wenigstens teilweise unter sich. (Wobei natürlich eingeräumt werden muss, dass sich die Aktionäre leider zu wenig dagegen wehren.) Das Problem besteht dabei, dass Aktionäre, oft institutionelle Anleger, das Geld, das sie als Dividende erhalten würden, wieder anlegen und damit in den Wirtschaftskreislauf zurückfliessen lassen würden. Wenn dieser Gewinn nun an wenige Angestellte fliesst, führt dies neben den sozialen Spannungen dazu, dass es primär einmal einer kleinen Handvoll zu gute kommt, die das Geld dann horten. Oder glauben Sie wirklich, Brady Dougan gibt sein ganzes Vermögen aus? Kapitalakkumulation ist zwar etwas schönes für den Einzelnen, aber nicht unbedingt wünschenswert für die Gesamtwirtschaft.

Wer also Boni in der heutigen Form nicht schon aus ethischen Gründen ablehnt, sollte dies wenigstens aus volkswirtschaftlichen Gründen tun.



http://videoportal.sf.tv/video?id=6a123927-71b4-4d1d-815e-f25f22eaaf6e&referrer=http%3A%2F%2Fwww.sf.tv%2Fsendungen%2Feco%2Fsendung.php%3Fdocid%3D20100412

Mittwoch, 19. Mai 2010

Free Jörg Kachelmann

Je länger der Monat Mai dauert, desto offensichtlicher wird es: Jörg Kachelmann ist doch ein Wettergott! (auf jeden Fall der viel mächtigere als Thomas Bucheli!) Denn ist Ihnen schon aufgefallen: seit Jörgi in U-Haft sitzt, ist das Wetter nur noch miserabel. Das kann kein Zufall sein. Aus diesem Grund fordere ich - und das im Namen der gesamten Tourismusindustrie: free Jörgi!

Dass er sich offensichtlich aufgeführt hat wie ein wildgewordener Zuchtbulle bzw. ein Kleinstadt-Zuhälter, kann leider keine Rolle mehr spielen, schliesslich stehen nationale Interessen auf dem Spiel!