Die SVP Familieninitiative will nun
diese klare Logik ad absurdum führen, indem sie Abzüge für Kosten gewährt, die
gar nicht anfallen, nämlich für die Kinderbetreuung. Dieser Logik folgend müssten
auch Heimarbeiter nicht vorhandene Fahrkosten und Mieter ihre nicht vorhandenen
Hypothekarschulden von den Steuern abziehen können. Es ist nicht einzusehen,
wieso das gehen soll.
Mit dem Vorwurf, das jetzige System
sei für Eltern, die ihre Kinder zu Hause selber betreuen, sei ungerecht und
bevorzuge die „Fremdbetreuer“, sollte man sich nicht zu weit aus dem Fenster
lehnen. Denn aufgrund der herrschenden Steuerprogression wird das
Zweiteinkommen, das durch Fremdbetreuung erzielt werden kann, überproportional
besteuert. Das heisst, dass die vermeintlichen Profiteure am Schluss gar keine
Profiteure mehr sind, weil sie einen schönen Teil des Zusatzeinkommens als
Steuern an die Allgemeinheit abführen. Wer also laut „Unrecht“ schreit, müsste
konsequenterweise die Steuerprogression abschaffen!
Wenn irgendwo Unrecht geschaffen
wird, ist es durch die Initiative: Heimbetreuer können Abzüge für Kosten
geltend machen, die sie nicht haben (ein Verzicht ist noch keine Auslage),
Fremdbetreuer hingegen sollen zusätzlich noch die Steuerprogression bezahlen? Aber
hallo?
Womit wir beim Grundproblem wären:
wenn man wirklich die Familien und die Familienarbeit honorieren will, dann
wäre es am einfachsten und am konsequentesten, den Pauschalabzug für Kinder zu
erhöhen! Dann wären alle gleich behandelt, den ein Kind in der einen Familie
kostet nicht weniger als in der anderen Familie! Und zudem würde nicht die
Logik der Steuergesetzgebung wissentlich und fahrlässig ausgehebelt!