Dienstag, 8. Februar 2011

1989 – Die andere Wende: Wie Khomeinis Fatwa den Westen veränderte - Teil 1

1989 – Die andere Wende: Wie Khomeinis Fatwa den Westen veränderte

Im Januar 1989, rund zehn Monate vor dem Fall der Berliner Mauer, demonstrierten im nordenglischen Bradford rund 1000 Muslime gegen Salman Rushdies Buch „Die Satanischen Verse“ und verbrannten es. Der an sich unbedeutende Anlass war ein Vorbote für die künftigen spannungsreichen Beziehungen zwischen der westlichen und der islamischen Welt. Der britische Autor Kenan Malik geht in seinem neusten Werk „From Fatwa to Jihad“ der Frage nach, wie es dazu kommen konnte, dass in Grossbritannien aufgewachsene Muslime zuerst Bücher verbrannten und schliesslich (2005) Bomben in der Londoner U-Bahn zündeten.

Die Rushdie-Affäre
Als Salman Rushdie 1988 sein Buch „Die Satanischen Verse“ veröffentlichte, gehörte er bereits zu den bekanntesten britischen Autoren seiner Zeit. Niemand ahnte, dass dieses Buch die Welt verändern würde. Die Kampagne gegen Rushdies Buch begann in Indien. Nach Beschwerden islamischer Hardliner aus der Gruppe „Jamaat-e-Islami“ liess Premier Rajiv Gandhi das Buch auf die Liste der verbotenen Bücher setzen. Er tat dies aus politischen Gründen, denn in Indien standen Wahlen an und er wollte es sich mit den muslimischen Wählern nicht verscherzen. Dies sollte für lange Zeit die einzige Aktion gegen das Buch bleiben. In vielen islamischen Ländern nahm niemand Anstoss daran, obwohl saudi-arabische Kreise intensiv versuchten, Druck aufzubauen. Im Iran wurde das Buch in den Literaturteilen der Zeitungen besprochen und für schlecht befunden. Aber niemand sah das Buch als eine Gotteslästerung.
Die Situation änderte sich schlagartig, als der iranische Revolutionsführer Ayatollah Khomeini einen Erlass („Fatwa“) erliess, in der er Salman Rushdie wegen Gotteslästerung zum Tode verurteilte. Rushdie musste in der Folge für über zehn Jahre untertauchen und von der Polizei beschützt werden. Khomeinis Fatwa hatte vor allem einen politischen Zweck: sie sollte ein Zeichen der Stärke sein gegenüber den zögerlichen Saudis und den Iran im Kampf um die Führungsrolle im moslemischen Lager an die Spitze bringen.
Die Fatwa veränderte in der Folge die Welt. Während eine traditionelle Fatwa nur in islamischen Ländern Wirkung hat, überschritt Khomeini nun diese Grenze und unterwarf quasi alle Muslime auf der Welt seiner Rechtsprechung und trug somit den Konflikt mit dem Westen nach Europa.
In England reagierte man unterschiedlich. Rushdies Verleger war von den Protesten überrascht, hatte man in anderen Fällen doch höchstens Drohbriefe erhalten. Er hielt dennoch, trotz Angst um das Leben der Mitarbeiter, an der Publikation des Buches fest mit Verweis auf die Redefreiheit. Es sollte kein Präzedenzfall geschaffen werden, damit künftig jede sich beleidigt fühlende Gruppe das Erscheinen eines Buches verhindern konnte. Anders jedoch die britische Regierung Thatcher. Diese laviert zwischen offiziellem Widerstand und Entschuldigungen. Dies wird vom iranischen Regime als Schwäche gedeutet und es war schliesslich der Iran, der die diplomatischen Beziehungen abbrach, nicht London. Die Regierungen Grossbritanniens, der USA und anderer westlicher Länder distanzierten sich schliesslich vom Buch und verrieten damit in den Augen Maliks die liberalen Werte von Presse- und Redefreiheit. Zudem brachte der Kniefall den westlichen Staaten keinen Goodwill ein, vielmehr folgten immer neuer Forderungen.


Kenan Malik (*1960) arbeitet als Journalist, Publizist und Universitätsprofessor in England. Wie Salman Rushdie ist er indischstämmiger, muslimischer Herkunft, aber in Grossbritannien aufgewachsen (www.kenanmalik.com) Sein neustes Buch „From Fatwa to Jihad“ ist bei Atlantic-Books erschienen (ISBN 1-84354-823-2)

Mittwoch, 2. Februar 2011

Die Wallstreet schlägt sie alle!

Am heutigen Tage kann man in diversen Medien folgende Meldung lesen:

"Nur zwei Jahre nach dem Beinahekollaps des gesamten Finanzsystems schwimmen die Banker an der Wallstreet schon wieder im Geld. Die 25 grössten Finanzfirmen am Platze haben nach einer Erhebung des "Wall Street Journals" vom Mittwoch die Rekordsumme von 135 Mia. Dollar an ihre Mitarbeiter gezahlt. Das sind knapp 6% mehr als die 128 Mia. Dollar des Jahres 2009" (Nzz online)

Neben den bekannten grundsätzlichen ethischen Fragen zu dieser Vergütungshöhe stellt sich eine andere Frage: die Löhne sind um 6% gestiegen und damit stärker als der Gewinn der Institute! Dies bedeutet zweierlei:
zum einen, dass die schamlose Selbstbedienungsmentalität und Selbstbereicherung in dieser Branche munter weitergeht. Aus der Krise wurde nichts, aber auch gar nichts gelernt, was den Schluss zulässt, dass es wirklich an den verkommenden Charaktere der dort tätigen Leute liegt und nicht nur am "System".
zum anderen wird hier der Aktionär schamlos über den Tisch gezogen, da die Löhne seiner Angstellten stärker steigen als sein eigener Gewinn, für den diese Angstellten eigentlich sorgen sollten. Aber die Aktionäre hätten es ja in der Hand, etwas zu tun. Dafür müssten aber die institutionellen Anleger endlich aktiv werden und sich aus dem Sessel bequemen.