Montag, 23. Mai 2011

1989 – Die andere Wende: Wie Khomeinis Fatwa den Westen veränderte - Teil 2

Kenan Malik zeigt in seinem reich dokumentierten Buch präzise auf, wie es einer islamistischen Minderheit in Grossbritannien gelang, sich als Sprachrohr der muslimischen Gemeinschaft zu etablieren und wie der Staat dabei tüchtig mithalf. Sein Erklärungsansatz ist eng mit der englischen Ausländer- und Kulturpolitik verknüpft.

Vom Klassenkampf zum Rassenkampf
Wie alle westeuropäischen Länder rekrutierte auch England nach dem 2. Weltkrieg viele ausländische Arbeitskräfte, vornehmlich aus seinen ehemaligen Kolonien des indischen Subkontinents. Ein Einwanderungsstopp 1962 brachte nicht die erwünschte Wirkung. Doch die Einwanderer waren nicht überall gerne gesehen. Rassistische Übergriffe waren in England – wohl auch als Erbe des kolonialen Überlegenheitsdenkens – in den 60er, 70er und 80er Jahren an der Tagesordnung. Während die erste Generation von Einwanderern dies mehr oder weniger klaglos akzeptierte, wollten deren Kinder sich nicht damit abfinden, denn sie sahen sich als britische Bürger und wollten als solche behandelt werden. So kam es ab den 70er Jahren regelmässig zu grösseren Rassenunruhen in den Innenstädten der englischen Industriegebiete. Das Ziel dieses Kampfes waren gleiche Rechte, gleicher Lohn, bessere Arbeitsbedingungen, alles Ziele also, die man eigentlich schon aus den Klassenkämpfen der vorigen Jahrzehnte kannte. Doch die jungen Aktivisten hatten noch eine zweite Front, an der sie kämpften: sie hinterfragten den Konservativismus ihrer Eltern, waren gegen arrangierte Ehen und für eine stärkere Stellung der Frauen. Die Regierung, angefangen bei den Lokalbehörden (Labour) bis zur Thatcher-Regierung, jedoch nahm die Unruhen als Rassenunruhen war und wollte primär, dass Ruhe auf den Strassen einkehrt…. Rassistisch ist damit nicht mehr der, der den Ausländern gleiche Rechte verwehrt, sondern der, der das Recht der Ausländer bestreitet, anders zu sein.

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