Mittwoch, 13. Oktober 2010

Boni-Regen und Renten-Proteste

In Frankreich laufen die Gewerkschaften mit Massenstreiks Sturm gegen die geplante Reform der Altersversicherung, die das Rentenalter von 62 auf 65 Jahre erhöhen will.
An der Wallstreet werden für dieses Jahr Boni in der Höhe von 144 Milliarden Dollar ausgezahlt, ganz so als hätte des den Leeman-Crash, staatliche Stützungsnotprogramme und die Wirtschaftskrise nie gegeben. (10vor10 Beitrag)

Was haben die beiden Ereignisse miteinander zu tun? Scheinbar nichts und doch sehr viel!

Es ist völlig klar, dass die Gewerkschaften in Frankreich das Land seit Jahren völlig unregierbar machen und jedes Mal, wenn man eines der Luxusprivilegien, die die Angestellten geniessen, etwas zurückstutzen will, zum Sturm aufs Elysee ansetzen. Auch jetzt verteidigen sie das im europäischen Vergleich lächerlich tiefe Rentenalter 62 mit Zähnen und Klauen. Sie verweigern sich der demographischen Entwickung völlig.
Doch das Problem dabei ist, dass man sie in einem gewissen Grad verstehen kann bzw. dass v.a. die Regierung sehr schwache Argumente hat. Und der Grund liegt in dieser unsäglichen Boni-Gier, die bereits wieder an den Tag gelegt wird. Wenn gewisse Finanzjongleure die halbe Weltwirtschaft an die Wand fahren können, so dass Tausende in der Realwirtschaft ihren Job verlieren, und wenn die gleichen Finanzjongleure kurz darauf wieder überall Milliarden von Boni verteilen, dann muss dies unweigerlich den sozialen Zusammenhalt in einer Gesellschaft lockern. Dies wird über kurz oder lang unsere westlichen Gesellschaften vor ernste Probleme stellen, da wir unfähig sein werden, den Sozialstaat zu reformieren. Aber wie will ich eine Kürzung von Renten oder anderen Leistungen auch bei tieferen Einkommen begründen, wenn gleichzeitig oben munter verteilt wird? Es spielt dabei auch gar keine Rolle, ob die Kürzungen bzw. die Auszahlungen richtig sind, entscheidend ist das Gefühl der Bürger.
Schon Montesquieu hat festgestellt, dass der soziale Unterschied in einer Gesellschaft nicht zu gross sein darf, wenn Demokratie denn funktionieren soll. Und diese weise Erkenntnis scheint sich zu bewahrheiten.

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