Donnerstag, 1. Juli 2010

Keine Politik bitte! Fussball ist Fussball!

Der Nachgang zur FIFA WM in Südafrika weitet sich in einigen Ländern zur nationalen Tragödie aus. In Frankeich muss der glücklose Raymond Domenech mit dem ebenfalls glücklosen - inzwischen zurückgetretenen - Verbandspräsidenten vor einer Parlamentskommission antraben und sich für die Besudelung des nationalen Stolzes durch die "equipe tricolore" rechtfertigen. Zuvor war bereits die Sportministerin eiligst vor dem finalen Gruppenspiel nach Südafrika gereist und hatte - laut eigener Aussage - dermassen herzerweichend ans nationale Ehrgefühl der Spieler appelliert, dass diese am Schluss geweint haben sollen. Wer's glaubt, dass es nicht an den Zwiebeln im Salat lag, wird seelig! Inzwischen ist eine nationale Debatte losgebrochen, ob der Niedergang der Mannschaft, verbunden mit der Verlotterung der Sitten ("va te faire enculer, sale fils de pute") die Ursache in den Banlieus und der dort lebenden "Ghetto-Jugend" zu tun habe. Gute zehn Jahre ist es erst her, als die gleiche Mannschaft als Abbild der so erfolgreichen Integrationsarbeit Frankreichs gefeiert wurde und lange galten die Franco-Kicker als "bestes afrikanisches Team". Dies soll jetzt alles nichts mehr gelten?
Auch in Nigeria macht sich Katerstimmung breit. Da Misserfolg ansteckend zu sein scheint, hat der Präsident die zurückgekehrte Mannschaft kurzerhand für zwei Wochen in "Quarantäne" gesteckt, den Verband aufgelöst und Nigeria für die nächsten zwei Jahre von allen Wettbewerben abgemeldet.

All dies wiederum hat nun den FIFA Oberzabli, Josef "der liebe Gott" Blatter auf den Plan gerufen. Er verbittet sich jegliche Einmischung der Politik und droht den Verbänden mit Ausschluss. Seine Rechnung: Fussball ist nicht Politik und gehört streng getrennt.
Nur kommt der FIFA-Sepp mit dieser Haltung in einen akkuten Erklärungsnotstand, weshalb der Schweizer FIFA Referee Massimo Busacca nach nur einem Spiel nach Hause geschickt wurde. Selbstverständlich hat dies nichts mit Politik zu tun, sondern Busacca konnte sich als Weltschiedsrichter, dem die FIFA-Inspizienten nach seinem Spiel Südafrika-Uruguay nur gute Noten verteilten nicht gegen die starke Konkurrenz aus Saudi-Arabien durchsetzen. Nein, die Abservierung des Schweizers hat gar nichts mit der bevorstehenden Wiederwahl des anderen Schweizers zu tun, bei der der eine die Stimmen der Afrikaner braucht und jetzt den anderen dafür opfert, weil er die Südafrikaner "auf dem Gewissen hat." Nein, das ist nicht Politik, sondern... Aber was ist es denn nun?

Eine ist gewiss: wieso passt die FIFA-WM so gut nach Afrika? Ganz einfach: weil die Führungen der meisten afrikanischen Staaten ebenso korrupt und undemokratisch sind wie diejenige der FIFA!

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