Freitag, 2. Juli 2010

Was kann man gegen Super-Boni tun?

Linke, Rechte, Grüne, Gelbe und Schwarze, sie alle machen Vorschläge, wie man der „Abzockerei in der Chefetage“ Herr werden könnte. Die einen wollen mehr Aktionärsdemokratie, die anderen Strafsteuern auf Boni. Und beides wird nicht funktionieren. Zum einen weil es vielmehr einen ethischen Wandel bräuchte, und wie es scheint, hat man im Bereich der Grossbanken jeden Sinn für monetäre Realität verloren. Zum anderen haben beide Ideen Mängel.
Die Strafsteuer auf Boni ist zwar nett, doch dass sie nicht wirkt, hat man in England gesehen. Dort sind die Banken einfach dazu übergegangen, die Steuern für die Angestellten zusätzlich zu übernehmen, was am Schluss zu noch höheren Boni führte. Dies ist in der Schweiz umso problematischer, als dass Boni immer noch als Lohnkosten gelten und somit durch die Firma als Aufwand von den Steuern abgezogen werden können. Die CVP hat hier als erste Partei einen Vorschlag gemacht, der sich dieses Problems annimmt.
Und die Aktionärsdemokratie? Ist das denn eine Demokratie? In einer Demokratie gilt „one man, one vote“. Als Aktionär hingegen kann ich mein Stimmrecht delegieren. Und am Schluss sind es wenige Grossaktionäre, die entscheiden. Kommt dazu, dass immer nur ein Bruchteil des Aktionärskapitals an der Generalversammlung anwesend ist, was dazu führt, dass eine Gruppe mit einem relativ kleinen Stimmanteil – z.B. 7% - ein ziemlich hohes Gewicht bekommt. Dies könnten sich Hedge-Fonds zunutze machen, kurz vor der GV ein grösseres Paket erwerben (das zwar im Stimmrechtsregister noch eingetragen werden muss) und dann damit die Strategie des Unternehmens beeinflussen oder eigene Vertreter in den Verwaltungsrat zu wählen.

Meiner Meinung nach liegt der Hase anderswo begraben. Jeder, der ein Haus kaufen will und eine Hypothek aufnimmt, jede Firme, die investieren will, muss über 20-25% Eigenkapital verfügen, um den Kredit – also Fremdkapital – zu erhalten und Schultern können. Schweizer Firmen der sogenannten Realwirtschaft sind in der Regel noch höher kapitalisiert. Das Eigenkapital, also alles nicht fremd geliehenes Kapital, dient dann der Berechnung der „Eigenkaptalrendite“. Je grösser das Eigenkaptal, desto weniger Gewinn macht man im Verhältnis dazu. Ist der Bonus nun an die „Eigenkaptalrendite“ gekoppelt, wird er tiefer ausfallen, da die Firma viel Eigenkapital hat bzw. haben muss. Sie steht so aber besser da, eine kleine Krise führt nicht zum Kollaps. Ist das Eigenkapital zu tief, dann muss die Firma Konkurs anmelden und wird liquidiert.
Bei den Banken hingegen hat man auf einen Trick zurückgegriffen. Denn die Banken brauchen kein „Eigenkaptital“, sondern „Kernkapital“, das anderen Bestimmungen unterliegt. Das Kernkapital ist viel kleiner. Es umfasst neben den Eigenmitteln auch gewisse Kategorien von Verbindichkeiten, also Fremdkapital, das zum Eigenkapital gezählt wird. So konnte es vorkommen, dass die UBS am Vorabend der grossen Krise sage und schreibe 1% Eigenkapital besass, also nichts im Vergleich mit dem geliehenen Geld. Trotzdem erfüllte sie die Kernkapitalquote.
Die Probleme sind nun zweierlei: bei Banken wird der Bonus am Gewinn im Bezug zum „Kernkapital“ gemessen. Da das Kernkapital tief ist, ist der Gewinn im Verhältnis riesig, so dass auch die Boni riesig werden, schliesslich hat die Bank ja „super gearbeitet.“ Das zweite Problem: die Banken verfügen über sehr wenig Eigenkapital, was bei einer Krise rasch zu Liquiditätsengpässen führt.
Es war übrigens der damalige Bundesrat und heutige UBS Verwaltungsratspräsident Kaspar Villiger, der diese Sonderregelung für den Finanzplatz durchgedrückt hat.

Wer also wirklich etwas gegen hohe Boni und für die Stabilität von Banken tun will, der sollte endlich entweder die Kernkapitalanforderungen massiv erhöhen oder die Banken gleich den üblichen Anforderungen ans Eigenkapital unterstellen! Es ist nicht einzusehen, weshalb eine Bank so viel weniger Sicherheiten haben soll als eine Firma oder Privatperson.

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