Montag, 14. Dezember 2009

Journalistisches Sprach(miss)verständnis

Am 17. November 2009 bewies David Toracosso von der Zeitung 20minuten, dass Sprache eben doch mehr ist als die simple Aneinanderreihung von Wörtern unter Einhaltung gewisser Regeln. Zugegeben, es ist heutzutage schon eine grosse Leistung, diese Regeln nach der Reform der Reform der Rechtschreibreform zu beherrschen und man muss den Hut ziehen vor all denen, die das auf die Reihe gekriegt haben, aber, und das ist der Punkt: Wörter erhalten je nach Zusammenhang auch ganz andere, zusätzliche Bedeutung. So dünkt die untenstehende Schlagzeile doch sehr gewagt: „Gay-Bordell: Angst vor Lärm und Verkehr.“ Nochmals langsam: „Gay-Bordell: Angst vor Lärm und Verkehr.“
Es stellen sich in diesem Zusammenhang mehrere Fragen:

a) es ist leicht einsehbar, dass ein (Gay-)Bordell Verkehr mit sich bringt. Wovon sollen die armen Leutchen denn leben, wenn es dort keinen Verkehr gibt? Und wer würde dort überhaupt hingehen?
b) Bringt der Verkehr in einem Gay-Bordell mehr Lärm mit sich als in einem normalen Bordell? (Sorry, ich bin da zu wenig bewandert, um hier abschliessend Auskunft geben zu können.)
c) Haben Besucher eines Gay-Bordells einen narzisstischen Hang zur Selbstdarstellung, dass damit Gerechnet wird, dass die dort gleich im Auto-Corso und aufgedrehter Stereo-Anlage vorfahren? Grundsätzlich kann man wohl davon ausgehen, dass Besucher eines Bordells dies sehr diskret tun, man will ja schliesslich nicht vom Nachbarn gesehen werden.
Kurz und gut: es wird offensichtlich, dass zumindest das Wort „Verkehr“ im Zusammenhang mit einem Bordell sehr unglücklich gewählt ist. Wie wär’s denn einfach mit „Autos“?


1 Kommentar:

  1. ..immerhin schrieb er nicht: Angst vor Lärm und Verkehr zu Stosszeiten

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