Freitag, 18. Dezember 2009

Von Politikern und falschen Ansätzen

Es gehört zu den aktuell grössten Ärgernissen der Schweizer Politik, dass unsere Politiker offensichtlich nicht in der Lage sind, an die Probleme dieses Landes die richtige Fragen zu stellen. Man mag jetzt denken, dass dies ja nicht so wichtig ist, schliesslich sollen sie nicht Fragen stellen, sondern Probleme lösen.

Dies jedoch ist eine sehr kurzsichtige Denkweise. Denn nur wer es schafft, an ein Problem die richtigen Fragen zu stellen, kommt auch auf eine angemessene Lösung. Stellt ein Arzt zum Beispiel dem Patienten die falschen Fragen, bekommt er zwar vom Patienten Antworten auf seine Fragen, die durchaus zutreffen. Es sind aber nicht die Antworten, die er benötigt, um die Krankheit richtig zu erkennen und zu diagnostizieren. Gleich verhält es sich auch in der übrigen Wissenschaft: nur wer die richtigen Fragen an ein Problem stellen kann, hat auch erkannt, wo das Problem liegt. Ansonsten werden falsche Schlussfolgerungen gezogen.

Was dies mit der Bundespolitik zu tun hat, soll ein Beispiel verdeutlichen: Zürich am Wochenende. 3 jungen Männer verprügeln einen einzelnen, der anschliessend ins Spital muss. In der aktuellen politischen Situation führt dies nun zu folgendem Mechanismus:
  1. Woher kommen die Täter? Aha, Ausländer!
  2. SVP: Böse, böse Ausländer. Alle raus, Ausländergesetz verschärfen, Asylgesetz verschärfen.
  3. SP: Nein, nicht alle in den gleichen Topf werfen. Differenzieren, Integrieren, usw.-ieren

Das Problem hierbei: diese Denkweise zielt völlig am Problem vorbei, weil sie auf den falschen Aspekt, nämlich die Herkunft der Täter fokussiert. Entsprechend werden falsche Massnahmen ergriffen. Wir haben zum Beispiel in den letzten Jahren x-mal das Ausländer- und Asylrecht verschärft. Doch dies trifft den Punkt nicht, der sich eigentlich wie folgt darstellt. Wir haben in unserer Gesellschaft offensichtlich eine gewisse Anzahl asozialer A...., die rasen, prügeln, Sozialwerke missbrauchen. Grundsätzlich spielt es aber keine Rolle, woher diese Subjekte kommen, vielmehr muss man fragen, was kann man gegen diesen Zustand unternehmen. Anstatt das Ausländerrecht zu verschärfen würde man besser die Strafen für Gewaltdelikte und Raserei erhöhen und fehlbare Personen mit der vollen Härte des Strafgesetzes bestrafen. Wenn ich von einem Raser angefahren werde, ist es mir persönlich völlig egal, woher der Fahrer kommt. Was ich mir vielmehr wünschen würde, wäre, dass der Schuldige für seine Tat hart bestraft und zum Beispiel mit lebenslänglichem Führerausweisentzug belegt wird.

Dabei spielt die Herkunft grundsätzlich keine Rolle. Sie kann allenfalls beim Strafmass insofern berücksichtigt werden, als dass ein Landesverweis ausgesprochen wird. Diese Herangehensweise würde nämlich auch denjenigen (Ausländern) helfen, die auch nicht mit allen in den gleichen Topf geworfen werden wollen.

Ob diese Ansätze das Problem aus der Welt schaffen, sei dahingestellt. Es ist aber in jedem Fall sinnvoller und effektiver, als die ganze Energie und Zeit auf Nebenkriegsschauplätze wie die Herkunft der Täter zu verwenden. Das Volk hätte vermutlich bei Abstimmungen über schärfere Kontrollen und härtere Strafen schon längst "Ja" gestimmt. Stattdessen belästigt man uns mit "Ersatzabstimmungen" zu "Ersatzthemen" wie Minaretten, die dann dazu genutzt werden, politisch Dampf abzulassen.

Und auch hier werden wieder die falschen Fragen gestellt. Die Frage lautet nicht, wie wir Islamisten baulich aus unserem Ortsbild heraushalten können, sondern die Frage muss lauten: wie können wir verhindern, dass sich Islamisten in den Köpfen der Schweizer Muslime einnisten. Die Antwort liegt auf der Hand, wird sie doch vom Staat schon seit Jahrzehnten praktiziert: Ausbildung.

Jede Demokratie ist darauf angewiesen, dass ihre Bürger während ihrer Ausbildung die grundlegenden Werte des Zusammenlebens vermittelt bekommen. Genau wie totalitäre Regime muss auch eine demokratische Gesellschaft bis zu einem gewissen Grad Einfluss nehmen auf die Werte, die die Kinder vermittelt bekommen. Und dies geschieht in der Schule. Es ist deshalb nicht einzusehen, weshalb es noch keine offizielle und verbindliche Ausbildung für islamische Religionslehrer gibt. In der Schweiz sind zwar im weitesten Sinne die Kirchen selber für die Religionslehrer zuständig. Jeder christliche Religionslehrer muss aber einen staatlichen Abschluss vorweisen. Wieso sollte dies ausgrechnet für islamische Religionslehrer nicht gelten? Eine staatlich organisierte Ausbildung und Zertifizierung ist kein 100%ige Garantie, dass der Lehrer den Kindern nichts "Staatsfeindliches" beibringt, aber doch ein gewaltiger Schritt in die richtige Richtung.

Aber eben: Scheingefechte sind halt einfacher und medienwirksamer als Lösungen.

2 Kommentare:

  1. "In der Schweiz sind zwar im weitesten Sinne die Kirchen selber für die Religionslehrer zuständig. Jeder christliche Religionslehrer muss aber einen staatlichen Abschluss vorweisen. Wieso sollte dies ausgrechnet für islamische Religionslehrer nicht gelten? Eine staatlich organisierte Ausbildung und Zertifizierung ist kein 100%ige Garantie, dass der Lehrer den Kindern nichts "Staatsfeindliches" beibringt, aber doch ein gewaltiger Schritt in die richtige Richtung." (vgl. Kommentar von Poggio)

    Auch ich habe schon an ähnliche Lösungen gedacht, muss aber dennoch zugeben, dass sich mir diesbezüglich trotzdem einige interessante Fragen stellen.

    Wer bezahlt bzw. subventioniert diese offizielle Ausbildung? Der Schweizer Steuerzahler, genau wie er es mit den restlichen Ausbildungen auch tut?
    Werden wir dann, angesichts einer extravaganten und sogar annerkannten Ausbildung für islamische Prediger von "Ausbildungswilligen Muslimen" nicht überschwemmt?
    Führt eine anerkannte Ausbildung mit geregelten Strukturen nicht zu noch besseren Möglichkeiten Kontakte zu knüpfen? Und Kontakte müssen bekanntlich ja nicht immer positiv und unbedenklich sein.

    Ich muss jedoch zugeben, im Sinne der Gleichheit aller und auch der Kontrollmöglichkeiten (die sich uns damit eröffnen), dass mir der von Poggio gemachte Vorschlag nicht unattraktiv erscheint. In diesem Sinne, würde ich zwar nicht von einem gewaltigen Schritt, sondern nur von einem Schritt in die richtige Richtung sprechen.

    Angesichts dieser Einwände müsste der Vorschlag sicherlich nochmals überdacht und konkretisiert werden. Andererseits muss ich dennoch konstatieren, dass eine Lösung, die gratis ist und keine Opfer erfordert (z.B. im Sinne von höheren Steuerabgaben), eigentlich sowieso nicht möglich ist. Deshalb: Wir dürfen und müssen fordern, gleichzeitig bedarf es aber auch einiger Opfer. Schliesslich werden unsere Nachkommen, es uns hoffentlich danken.


    Neue Fragen wurden aufgeworfen und zugleich teilweise relativiert, auf eure Antworten bin ich jedoch trotzdem gespannt!

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  2. Der Einwand von Advocatus diaboli ist verständlich, doch hat er meiner Meinung nach einige Fehlschlüsse in sich:

    a) Es ist eine Illusion zu meinen, dass Ausbildung für den Steuerzahler kostenneutral ist. Das ist sie nämlich nie, für kein Fach in der Schweiz, sei es nun Wirtschaft, Spanische Sprache und Kultur, Jus oder eben Theologie. Ausbildung an Hochschulen und Universitäten wird stets von der Allgemeinheit subventioniert, um künftige Steuerzahler auszubilden. Es ist nicht ganz einsichtig, wieso dies für Heilpädagogen, Mediziner oder christkatholische Theologen gelten sollte, für islamische Theologen aber nicht. Und wenn der Staat bzw. die Gesellschaft die Inhalte der Ausbildung kontrollieren will, muss er diese Ausbildung auch organisieren wie andere Ausbildungen.

    b) Bei katholischen Priesteramtskandidaten finanziert übrigens auch der Staat die Ausbildung an der Uni, die Kirche bezahlt meistens die Lebenshaltungskosten der Studenten und allenfalls Beiträge.

    c) Mit einer Überschwemmung "Ausbildungswilliger" ist wohl nicht zu rechnen. Und für solche Fälle gibt es Mittel wie Zulassungsbeschränkung, Prüfungsniveau etc.

    d) Selbstverständlich führt dies zu einer besseren Vernetzung. Das Kontakte nicht immer positiv sind, mag sein. Aber daraus zu schliessen, dass Kontakte negativ sind, schiesst meilenweit über das Ziel hinaus. Und nochmals: es geht ja genau darum, Strukturen zu schaffen, um den jetzigen "jeder darf mal"-Zustand abzuschaffen.
    Es ist wohl auch fehl am Platz, hinter jedem potentiellen islamischen Theologiestudenten gleich einen Fundamentalisten zu vermuten, genauso wie nicht jeder katholische Priesteramtskandidat ein Opus-Dei Anhänger oder ein Pius-Bruder ist. Zudem würden Fundamentalisten vom "modernen Islam", der gelehrt würde, wohl eher abgeschreckt.

    e) In der Schweiz bezahlen Firmen Kirchensteuer, also auch die türkische Döner-Bude. Da sollte ein Lehrstuhl für islamische Religionspädagogik drin liegen.

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